Die Luftverschmutzung ist nach wie vor das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in Europa: Die Belastung durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon wird mit mehr als 350.000 vorzeitigen Todesfällen in den EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2022 in Verbindung gebracht. Ein leistungsfähiges neues europäisches Satelliteninstrument hat jetzt seine ersten Bilder aus dem Weltraum geliefert, die einen neuen Blick auf die Atmosphäre und die Partikel ermöglichen, die unsere Gesundheit, das Wetter und das Klima beeinflussen.
Am Eröffnungstag der 30. Ausgabe der EUMETSAT-Wettersatellitenkonferenz präsentierten Fachleute die ersten Bilder des Multi-Viewing, Multi-Channel, Multi-Polarisation Imager (3MI), der mehrere Signaturen der Erdatmosphäre gleichzeitig beobachten soll. Sobald 3MI in Betrieb ist, werden seine Datenströme genauere Vorhersagen, eine verbesserte Überwachung der Luftqualität und des Klimas sowie einen besseren Schutz der öffentlichen Gesundheit in Europa und darüber hinaus ermöglichen.
3MI, der sich an Bord des kürzlich gestarteten Metop-Satelliten der zweiten Generation A1 (Metop-SGA1) befindet, begann am 28. August 2025 – etwas mehr als zwei Wochen nach dem Start des Satelliten – mit der Aufnahme von Bildern. Die ersten Bilder zeigen mit bemerkenswerter Präzision feine Strukturen in der Atmosphäre – darunter Rauch von verheerenden Waldbränden in Südeuropa sowie eindrucksvolle irisierende Wolke über Peru und Chile.
3MI ist das Ergebnis von mehr als 15 Jahren gemeinsamer Arbeit von EUMETSAT, der Europäischen Weltraumorganisation, Leonardo, Airbus Defence and Space, und einem internationalen Netz von Partnern. Er ist Europas erster funktionsfähiger Polarimeter im Weltraum und einer von nur wenigen weltweit. Er baut auf dem Erbe des POLDER-Instruments (Polarisation and Directionality of the Earth's Reflectances) auf, einer von der französischen Raumfahrtbehörde CNES geleiteten Mission, die gezeigt hat, wie polarisiertes Licht wertvolle Einblicke in atmosphärische Partikel wie Rauch, Staub und Salz sowie in Wolkenstrukturen liefern kann.
3MI bringt diese Fähigkeit nun in die operationelle europäische Wettersatelliteninfrastruktur ein und wird über Jahre hinweg kontinuierliche Daten liefern. Die ersten Bilder folgen auf die erfolgreiche Veröffentlichung hochwertiger Daten von anderen Metop-SGA1-Instrumenten, dem Microwave Sounder und dem Radio Occultation Sounder.
Vom Weltraum zur Sicherheit: Die europäische und internationale meteorologische Gemeinschaft trifft sich in Lyon
Wie können Satellitendaten Europa helfen, sich besser auf extreme Wetterlagen vorzubereiten und auf den Klimawandel zu reagieren? Diese Frage steht im Mittelpunkt der EUMETSAT Meteorological Satellite Conference 2025, die diese Woche in Lyon, Frankreich, stattfindet.
Rund 500 Experten aus ganz Europa und darüber hinaus treffen sich vom 15. bis 19. September im Kongresszentrum von Lyon unter dem Motto „From Space to Safety: Earth observation for future weather and climate preparedness“ (Vom Weltraum zur Sicherheit: Erdbeobachtung für die künftige Wetter- und Klimavorsorge), um zu erörtern, wie meteorologische Satellitenbeobachtungen in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, beispielsweise durch verbesserte Vorhersagen, eine stärkere Klimabeobachtung und praxisnahe Dienstleistungen für die Gesellschaft. Die gemeinsam mit Météo-France organisierte Konferenz bringt führende Vertreter nationaler Wetterdienste, Raumfahrtagenturen, wissenschaftlicher Einrichtungen, NGOs, Industrie, politische Entscheidungsträger und Medien zusammen.
Phil Evans, Generaldirektor von EUMETSAT, erläutert: „2024 war das heißeste Jahr, das jemals in Europa und weltweit aufgezeichnet wurde, und die europäischen Länder erleben zunehmend Wetterextreme, die durch verheerende Hitze, Dürre, Überschwemmungen, Brände und heftige Stürme gekennzeichnet sind. Aus großer Höhe über der Erde können meteorologische Satelliten das Ausmaß und die feinen Details einiger der weltweit wichtigsten Wetter- und Klimaphänomene aufzeigen. Diese Perspektive spiegelt sich im diesjährigen Konferenzthema wider: Vom Weltraum zur Sicherheit. Bei den Gesprächen in Lyon soll untersucht werden, wie Satellitendaten genutzt werden können, um Vorhersagen zu verbessern, die Reaktionen auf den Klimawandel zu stärken und nationalen sowie regionalen Einrichtungen die Bereitstellung von Diensten zu ermöglichen, die Leben, Eigentum und Wirtschaft schützen. Indem eine so vielfältige Gemeinschaft zusammengebracht wird, können bessere Verbindungen und Wissensströme entstehen, die Daten in konkrete Maßnahmen für Menschen in ganz Europa und weltweit umsetzen.“
Virginie Schwarz, Vorstandsvorsitzende von Météo-France, sagt: „Regierungen, Unternehmen und Bürger brauchen mehr denn je zuverlässige Wetter- und Klimadienste. Für die Wetter- und Klimadienste von Météo-France sind meteorologische Satellitendaten unverzichtbar. Sie stellen mehr als 90 % der Informationen dar, die in unser globales numerisches Wettervorhersagemodell einfließen. Sie unterstützen unsere Vorhersagen und die Klimaüberwachung und liefern den Entscheidungsträgern das Wissen, das sie brauchen, um schneller und effektiver handeln zu können, da der Klimawandel zu immer extremeren Wetterereignissen führt. Was diese Konferenz so wichtig macht, ist die Möglichkeit, Ideen auszutauschen, voneinander zu lernen und Partnerschaften zu stärken. Die Teilnehmenden werden nicht nur mit neuen Erkenntnissen nach Hause gehen, sondern auch mit Kontakten, die weit über die gemeinsame Woche in Lyon hinaus bestehen bleiben.“